Karatedō ist eine waffenlose japanische Kampfkunst, deren Ursprünge auf Okinawa und die weitere Entwicklung in Japan, sicherlich bekannt sein dürften. Daher verzichten wir hier auf eine ausführliche, allgemeine Erklärung zum Wesen des Karate und beschränken uns auf unser Karateverständnis, welches sich von vielen anderen Schulen unterscheidet.

Karate ist nicht gleich Karate (wir meinen damit nicht die verschiedenen Stilrichtungen), da die Ausrichtung von Karate-Schulen sowie die persönliche Trainingsmotivation der Übenden sehr unterschiedlich sein können:
– Kultur: Rituale und Japanbegeisterung
– Spiritualität: Stressmanagement und Resilienz
– Sport: Wettkampf und Fitness
– Kriegskunst: Wehrhaftigkeit und Selbstverteidigung
Jedes dieser Motive ist völlig legitim, meist ist eine Mischung aus mehreren Motiven der Fall, und so ist es wichtig das Dōjō zu finden, das für die eigenen Interessen am besten geeignet ist.
„Was bedeutet diese Technik wirklich, und wie ließe sie sich praktisch anwenden?“ – das ist die zentrale Frage, die mich im Karatedō seit fast fünf Jahrzehnten beschäftigt und fesselt. Im Budō werden ja nicht nur die Kampftechniken selbst, sondern auch deren taktischer Gehalt seit Jahrhunderten in choreographisch festgelegten Bewegungsfolgen, den Kata (Formen), weitertradiert. Für mich ist die Entschlüsselung der realistischen Anwendungsmöglichkeiten (Bunkai = Analyse) einer Kata nicht zu trennen vom Üben der motorischen Abläufe, die ja keine rein ästhetisch motivierte Ballettvorführung sein sollen. Meine praxisorientierte Sichtweise, die im Training die ganze Bandbreite aus Schlagtechniken auf empfindliche Punkte, Hebeln und Würfen umfasst, unterscheidet sich daher von den Ausprägungen vieler anderer Schulen.

Unsere Karate-Stilrichtung Shōtōkan definiert daher lediglich die Art und Weise wie wir Kata üben und nicht deren sonst übliche praktische Umsetzung. Die Kampfrituale des Sportkarate, die sich nur für einen regelkonformen und siegorientierten Wettkampf unter Athleten eignen oder sich an einer Prüfungsordnung entlanghangeln, sind nicht das Ziel unseres Trainings.
Unser Karatedō entfaltet sich um traditionelle Kata, deren Übung gesundheitsfördernd und deren kämpferische Anwendung für die Selbstverteidigung tauglich sein muss, dafür wurden sie schließlich geschaffen.